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„Schwarz!“ – antwortet ein Freund, als ich ihn frage welche Farbe seiner Meinung nach die „sündigste“ ist. Und dabei ist er definitiv nicht religiös. Aber offenbar hat diese Doktrin, als Kind gehört, nachhaltige Wirkung.
Dunkel, düster und geheimnisvoll … und zugleich kräftig, sinnlich und gefahrvoll.
Schwarz – die Farbe der Macht
Aber auch der Gewalt, die Farbe des Todes (in unserem Kulturkreis). Obwohl bis um 1900 viele Bräute an ihrem Hochzeitstag diese Farbe trugen. Ein schwarzes Kleid war schlichtweg praktischer, konnte auch bei anderen Gelegenheiten getragen werden. Weiße Kleider waren ein Luxus, unerreichbar für die meisten.
Interessanterweise ist Schwarz auch die Lieblingsfarbe der Designer und vieler die im Werbe/Marketingbereich tätig sind. Und von denen mir noch keiner klar und verständlich sagen konnte, warum er/sie ausgerechnet und bevorzugt fast immer Schwarz trägt.
Jonny Cash, the Man in Black, erklärte in seinem gleichnamigen Song, warum er bei Konzerten nur noch in Schwarz auftrat:
I wear the black for the poor and the beaten down,
Livin‘ in the hopeless, hungry side of town,
I wear it for the prisoner who has long paid for his crime,
But is there because he’s a victim of the time.Jonny Cash
Eine starke Aussage, aber vermutlich nicht der Grund, warum Schwarz als bevorzugte Kleidungsfarbe neben den Designern, Werbe- und Marketingverantwortlichen auch bei Bankern und anderen „klassischen“ Businesspeople so beliebt ist.
Im Buch „Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken“ schreibt Eva Heller:
„Ein schwarzes Kleid, ein schwarzer Anzug wirken abgrenzend, verleihen Gewicht und Bedeutung. Wer Schwarz trägt, hat es nicht nötig, sich mit Buntheit interessant zu machen, die Persönlichkeit genügt.“
„Zieh dir etwas Buntes an, das Schwarz drückt dich runter.“ – sagt mir mein Masseur, der sich angeblich damit auskennt. Ich erkläre, warum ich (nur heute und überhaupt selten und sowieso …) in Schwarz unterwegs bin. Unwirsch erklärt er: „Dann trag wenigstens was Buntes drunter! Man kann sich ja mit der Unterwäsche helfen„.
Sein Gedankenansatz: die bunten Farben wirken sich motivierend auf die Psyche aus, auch wenn man sie von außen nicht sieht. Und heben so die „negativen“ Auswirkungen von Dunkeldüsterschwarz etwas auf.
Unsichtbare Buntheit also, als innerer Schutz vor dem Schwarz der Abgrenzung?
Aber auch:
Schwarz, die Farbe der Macht als Uniform
Kaum ein „Business-Event“, ein Kongress oder Wirtschaftsempfang wo nicht die Mehrheit der Anwesenden dunkel gewandet einher schreitet. Wer sich mit Hellgrau, Beige oder gar Weiß (!) gekleidet zeigt, erregt schon rein optisch Aufmerksamkeit.
Pfiffige, denen buntere Farben als Dunkelgrau zu gewagt sind, reizen und lockern die Uniformitätsgrenzen mit kleinen, farbigen Details: rote Stecktücher, lila oder gar rosa-pinke Krawatten oder ein oranger Schal … und bunten ihre Erscheinung (und laut meinem Masseur so auch ihre Psyche) so reizvoll auf.
Warum ein Beitrag über Schwarz hier im Blog?
Weil Farben nicht nur dann auf uns wirken, wenn wir sie tragen, sondern natürlich auch, wenn wir sie betrachten. Wenn sie uns als Logo oder als Sujet vorgesetzt werden und unterbewusste (Kauf)Entscheidungen beeinflussen sollen. Fact ist: Farben und Formen werden als erstes von unserem Unterbewusstsein wahrgenommen.
Erst wenn die Farbe und kurz später die Formen eines Sujets, Logos, Plakates, einer Website diese erste Schwelle der Aufmerksamkeit wachruft, wenden wir uns dem Objekt bewusster zu und wollen mehr wissen.
Die Auswahl der richtigen Farbe ist also im Werbe/Marketingbereich essentiell für eine optimale Positionierung!
Schwarz ist, nebenbei bemerkt, einerseits die viert-beliebteste aber auch die siebent-unbeliebteste Farbe. Sie steht für Macht und Power, im Sinne von Führung. Oder kennen Sie Politiker, die ein buntes Auto fahren?
Besonders beliebt ist sie auch bei der Jugend – meine beiden Teenager hatten mit 15 und 16 neben ihren (dunklen) Jeans kaum andere Farben im Kleiderkasten. So wenig einig sie sich sonst waren und natürlich ebenso unterschiedlich in ihre Styles und Musikrichtungen – Schwarz ist ultracool, immer. Sujets für diese Zielgruppe sind auch meist im eher dunklen Bereich gehalten, speziell bei den Hintergrundfarben.
Die Bedeutung der Farbe für die Business-Generation habe ich bereits oben beschrieben. Schwarz ist hier eine klassische, konstante Farbe – wenn auch nicht unbedingt im Gestalterischen die vorherrschendste. In Sujets wird sie nur dezent eingesetzt. Schließlich steht Schwarz ja auch für Schwere, Eckiges und Verschlossenheit. Und das ist ja besonders in Zeiten einer sich abschwächenden Wirtschaftkrise nicht unbedingt eine gewünschte Aussage.
Fast ebenso wichtig wie die unterbewusste Bedeutung der einzelnen Farbe ist die Bedeutung in der Kombination mit anderen Farben:
Schwarz mit Bunt
- Schwarz mit Gold:
Reichtum, Exklusivität, Edel, Elegant, Teuer - Schwarz mit Rot:
Sinnlichkeit, mit einem Touch Verruchtheit, kraftvoll, dynamisch - Schwarz mit Blau:
Macht trifft auf Konstanz, am ehesten mit „kraftvoller Ruhe“ zu definieren, aber auch hier Elegant, Exklusiv und je nach Blauton: stylish. - Schwarz mit Gelb:
starke Signalwirkung, Gefahr, je nach Gelbton: Erdung und/oder Warnung - Schwarz mit Grün:
je nach Grünton – von inspirierend, youth-stylish, flippig über getragen, ruhig-kraftvoll (Grün=auch die Farbe des Geldes, kombiniert mit Schwarz = Geld + Macht) bis walddunkel, mystisch, geheimnisvoll-mächtig - Schwarz mit Weiß:
die beiden Konträrfarben vereint, Hell – Dunkel, Gut – Böse, Tag – Nacht … ein Klassikert, edel, ruhig, ausgleichend … der „Machtanspruch“ von Schwarz wird durch das offene Weiß gemindert. Umgekehrt erhält das Weiß Kraft und Kontur.
Anders gesagt: wo kein Schatten, fehlt der Zugang zum Licht.
Und: am liebsten lesen wir Menschen Texte nach wie vor schwarz auf weiß.
Soweit dieser kurze Ausflug in das Reich der Farbe Schwarz.
Wie stehen Sie zur Farbe Schwarz? Immer wieder gerne oder lieber nicht?
Ich freue mich auf Ergänzungen und weitere Ausführungen!
[Die Farbe der Sünde] via midesign